So machst Du alles richtig!

Als Friseur bin ich gern der Ratgeber für Euch, der sich mit allem was unsere Haare angeht auskennt. Ich bekomme viele Fragen rund um das Thema Haare von meinen Kunden*innen und auch aus der Community. Eines aber überrascht mich: zu einem Thema fragt mich kaum jemand: Haare waschen. Zu sehr ist das in unser aller Leben Routine, selbstverständlich, ja eigentlich Alltag, worüber man sich keine Gedanken mehr macht. Wie Zähneputzen.

Und doch, beim richtigen Haare-waschen fängt eigentlich die perfekte Haarpflege an. Haare waschen kann doch jeder, sagt ihr. Stimmt. Aber nicht jeder macht alles richtig. Beim Haare waschen gibt es tatsächlich mehr zu beachten, als man denkt. Wenn ihr jedoch gewisse Fehler vermeidet, schafft ihr es ganz bald, eure vermeintlich schlappe Mähne ganz einfach in die wunderschöne Haarpracht zu verwandeln, die sie sein könnte.

Ich möchte Euch heute verraten, was ihr bei eurer Haarwäsche beachten solltet, um euer Haar möglichst wenig zu strapazieren und ihm die bestmögliche Behandlung und Pflege angedeihen zu lassen.

Ob ihr alles richtig macht oder was ihr vielleicht noch anders machen könntet, das möchte ich euch hier anvertrauen. Lest doch mal die folgende kinderleichte Anleitung durch und schaut, ob und wo noch Optimierungsbedarf bei Eurem "Waschvorgang" besteht. Hier sind sie, meine Top-Tipps für die perfekte Haarwäsche:

1. Sorgfältig durchkämmen

Weiß jeder, macht aber trotzdem (fast) niemand: Vor dem Waschen sollte man die Haare gut durchkämmen. Das entfernt nicht nur Reste von übrig gebliebenen Stylingprodukten, sondern hilft auch, jedes Haar mit Shampoo zu erwischen und vor allem Knötchen vorzubeugen.

2. Das Shampoo muss zum Haartyp passen

Mit dem richtigen Shampoo ist es so eine Sache. Der Duft ist nicht das wichtigste Merkmal für das beste Shampoo, sondern, dass es die Bedürfnisse eurer Haare optimal bedient. Es gibt tatsächlich wichtige Gründe, warum so viele verschiedene Shampoos gibt. Nicht jedes Haar ist gleich und hat dieselben Ansprüche an Shampoo. Colorierte Haare sind durch die Farbe strapaziert, deshalb brauchen sie Shampoo mit pflegenden Inhaltsstoffen. Dasselbe gilt auch für Haare, die von Natur aus zu trocken sind, wie zum Beispiel Locken. Sie brauchen ein Shampoo, das möglichst wenige Tenside enthält, sodass die Haare in den Längen nicht unnötig noch weiter austrocknen.

Ihr wisst nicht, welcher Haartyp ihr seid? Dann macht doch mal diesen Test: Einfach mal drei Tage lang nicht waschen und schauen, ob sie trocken oder fettig werden. Je nachdem solltet ihr das Shampoo darauf abstimmen. Natürlich gibt es noch viele weitere Dinge, auf die ihr achten könnt, wie zum Beispiel die richtige Pflege für braunes oder blondes Haar, für kurzes oder langes, dünnes oder dickes Haar.

3. Die Menge macht einen Unterschied

Wer sein Shampoo gefunden hat, sollte auf keinen Fall seine Haare damit ertränken. Eine kleine Portion, etwa so groß wie eine Mandel oder Haselnuss, reicht! Wer denkt, viel hilft viel, irrt: Eine Unmenge an Schaum bedeutet nämlich nicht mehr Pflege.

4. Richtig einschäumen

Schäumt nicht den ganzen Kopf ein. Der Ansatz reicht völlig. Das Shampoo muss nicht in die Längen und schon gar nicht in den Spitzen verteilt werden. Denn nur der Ansatz fettet nach. Die Spitzen sind am trockensten, dort muss man nicht noch das letzte bisschen Fett mit Shampoo rausziehen. Und beim Ausspülen verteilt sich das Shampoo sowieso in den Längen. Das reicht zur Reinigung vollkommen aus.

5. Die richtige Technik

Auch wichtig: Das Shampoo sollte in kleinen kreisenden Bewegungen einmassiert und nicht eingerubbelt werden. So helft ihr der Kopfhaut. Sie wird übrigens dank dieser wunderbaren Massage auch besser durchblutet. Aber nicht zu fest. So eine Kopfhautmassage fühlt sich zwar himmlisch an, doch gerade bei fettigen Haaren regen wir dadurch die Talgproduktion nur noch mehr an. Und wichtig: die Kopfhaut nicht mit den Fingernägeln beschädigen.

6. Keep it cool

Weil Haare zu einem großen Teil aus Proteinen bestehen, sollten sie nicht zu heiß gewaschen werden, denn Proteine sind hitzeempfindlich. Wer zu heiß wäscht, macht das Haar stumpf. Am besten ist Wasser in Körpertemperatur. Wenn du absolut auf Nummer sicher gehen möchtest, spülst du die Haare circa 30 Sekunden mit lauwarmem Wasser aus und versiegelst die Schuppenschicht zum Schluss, indem du das Haar einmal kalt abduscht – es wird dir mit einer mega-glänzenden Haarpracht danken.

7. Nicht den Conditioner vergessen

Spülungen machen unsere Haare nicht nur geschmeidig, sie schützen sie auch. Denn der Conditioner, was ja nichts anderes ist als eine Spülung, hilft, die Schuppenschicht der Haare, die wir mit dem Shampoo geöffnet haben, wieder zu schließen. Dadurch versiegelt ihr übrigens die oberste Haarschicht wieder, die ihr zuvor bei der Wäsche aufgeraut hat. So sehen die Haare seidiger aus.

8. Die ideale Einwirkzeit

Der Conditioner sollte allerdings nicht länger als maximal eine Minute einwirken. Wer mit Conditioner übertreibt und zu viel benutzt oder gar den ganzen Kopf damit einseift, ruiniert das Haarvolumen. Mein Tipp: mit einem Tangle-Teezer (gibt’s bei uns im Salon) die Spülung im Haar einkämmen. Dabei von unten nach oben vorgehen; also erst die Spitzen auskämmen, dann Stück für Stück weiter nach oben arbeiten.

9. Bitte schonend abtrocknen

Haare sind im nassen Zustand extrem empfindlich und zerbrechlich. Ihre Schuppenschicht ist durch die Wäsche aufgeraut. Erst wenn sie wieder ganz trocken sind, schützt das haareigene Öl sie wieder vor Umwelteinflüssen und Spannungen. Heißt: Wildes Handtuchrubbeln ist verboten. Also bitte sanft mit ihnen umgehen und nicht trockenrubbeln oder kräftig das Wasser aus den Haaren ausstreifen. Das verursacht nämlich nicht nur stumpfes Haar, sondern auch Spliss. Am besten ist ein leichtes Abtupfen, dann ins Handtuch einwickeln und etwa 15 Minuten auf dem Kopf lassen. Das trocknet die Haare wirklich schonend und sie werden es euch danken.

10. Kämmen nicht vergessen

Auch nach dem Waschen müssen die Haare vorsichtig behandelt werden. Denn - wie gesagt - nass sind sie am empfindlichsten. Deshalb immer schön vorsichtig kämmen und nicht wild reißen. Am besten benutzt ihr dafür einen Tangle-Teezer, den ihr, ich sagte es schon weiter oben, bei uns im Salon bekommt. Der ist wasser- und duschfest.

11. Föhnen

Ihr wollt die Haare anschließend trockenföhnen? Kein Problem, aber bitte nicht zu heiß einstellen. Ihr wisst schon, die Sache mit den Proteinen … und wenn ihr ein wenig Zeit mitbringt, könnt ihr auch mal ausprobieren, Eure Haarpracht an der Luft trocknen zu lassen…

12. Häufigkeit

Wichtig ist natürlich auch, wie oft ihr Haare wascht. Generell gilt: mehr als alle zwei oder drei Tage ist nicht gut fürs Haar. Aber es hängt auch stark von der Haarstruktur ab. Trockene Haare müssen seltener gewaschen werden als solche, die dazu neigen zu fetten. Generell sollte man Haare jedoch nicht zu oft waschen, da sonst der natürliche Schutzmantel der Haare angegriffen wird.

Es bleibt also jedem selbst überlassen. Solange eure Haare nicht fettig aussehen oder unangenehm riechen, müssen sie auch nicht zwingend gewaschen werden. Manchmal ist es jedoch so, dass die Haare schnell fettig werden, wir sie aber gerne trotzdem seltener waschen würden, weil sie gleichzeitig trocken sind und wir die Talgproduktion der Kopfhaut reduzieren wollen. In diesem Fall empfiehlt es sich auf so genannte "Cleansing Conditioner" umzusteigen. Das sind pflegende Conditioner, die Tenside enthalten und dadurch das Haar zusätzlich zur Pflege sanft reinigen.

Ja, zugegeben, auch ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Punkte gibt, die man bei der richtigen Haarwäsche beachten sollte. Aber ihr werdet merken, auch das wird einem schnell zur Routine. Und dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen mit der Traummähne.

Es grüßt Euch, Euer Tobias